Gemeinsames Lernen
Gemeinsames Lernen (GL) - was ist das?
Gemeinsames Lernen bedeutet das Lernen von normalhörenden SchülerInnen mit hörgeschädigten SchülerInnen, die einen sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf im Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation haben. Es findet an allgemeinen Grundschulen und Schulen der Sekundarstufen (Hauptschulen, Realschulen, Gymnasien, Gesamtschulen, Sekundarschulen, Berufskollegs) statt.
In der allgemeinen Schule erfolgt das Gemeinsame Lernen für SchülerInnen mit sonderpädagogischer Unterstützung im Klassenverband.
Dabei werden sie in der Regel stundenweise durch eine Lehrkraft der Glückauf-Schule unterstützt. Die LehrerInnen der Glückauf-Schule sind anteilig an die betreffende allgemeine Schule der Städte Gelsenkirchen, Bottrop, Herne, Bocholt, Rhede, Isselburg und des Kreises Recklinghausen abgeordnet.
Die Kernbereiche des Gemeinsamen Lernens stellen Beratung im familiären und im schulischen Umfeld sowie die Förderung des hörgeschädigten Schülers dar.
Beratung
In der Beratung erfüllen HörgeschädigtenpädagogInnen wichtige Funktionen als Begleitung und Informationshilfe sowie als Bindeglied zwischen Elternhaus, allgemeiner Schule und Hörgeräteakustikern, Ärzten und Therapeuten.
Schule & Familie
- Information über die individuelle Hörschädigung und deren Auswirkung in der auditiven Wahrnehmung und Verarbeitung
- Information über technische Hörhilfen und deren Verwendung im Unterricht sowie über raumakustische Verbesserungen
- Unterrichtsgestaltung, die einem Kind mit Hörschädigung entgegenkommt
- Individueller Nachteilsausgleich
- Unterstützung bei der Akzeptanz der Hörschädigung
- Fördermöglichkeit im häuslichen Umfeld
- Möglichkeiten und Grenzen der technischen Hörhilfen sowie deren Bedeutung und Einsatz in Schule und Freizeit
- Aufzeigen von Perspektiven im schulischen und beruflichen
- Bereich
SchülerInnen
- Unterstützung bei der Identitätsfindung
- Anleitung zum optimalen Einsatz der Hörtechnik
- Entwicklung von Hör- und Kommunikationsstrategien
- Entwicklung von Lernstrategien
MitschülerInnen
- Informationen über den Hörvorgang, Formen von Hörschädigung sowie Störungen in der auditiven Wahrnehmung und Verarbeitung
- Bedeutung der Hörschädigung für den Unterricht und des sozialen Miteinanders
- Aufklärung über die Hörschädigung
Förderung des hörgeschädigten Schülers
Die individuelle Förderung kann in Form von Einzel- und Kleingruppenförderung sowie im Rahmen des Klassenunterrichts erfolgen.
Förderung erfolgt (individuell) hauptsächlich in den Bereichen:
- Hörerziehung/ Sprachausbau
- Förderung der Sacheinsicht in den Bereichen Hören/ Hörschädigung/ Technik
- Förderung der Selbstständigkeit
- Förderung des Lern- und Arbeitsverhaltens (Kompensationsstrategien
- Förderung des emotional- sozialen Bereichs
Nachteilsausgleich
Nachteilsausgleich
Hörgeschädigte Schüler haben im Gemeinsamen Lernen ein Recht auf Nachteilsausgleich.
Wichtig: Der Nachteilsausgleich ist eine Kompensation der Schwierigkeiten, die durch die Behinderung hervorgerufen sind und stellt keine Bevorzugung dar!
In folgenden Bereichen kann der Nachteilsausgleich festgelegt werden.
- Räumliche, sächliche und technische Bedingungen (z.B. Einsatz der Übertragungsanlage)
- Organisatorische Bedingungen (z.B. Sitzplatz)
- Medieneinsatz (z.B. Visualisierung)
- Lehrer- und Schülerverhalten (z.B. Nachfragetechniken)
- Leistungsüberprüfungen (z.B. Zeitverlängerung, Alternativaufgaben zum Hörverstehen oder Skript zum Hörverstehen)
Veranstaltungen
Zusätzlich zur alltäglichen Arbeit in den einzelnen Schulen bietet das GL-Team der Glückauf-Schule Veranstaltungen an, die regelmäßig stattfinden. Für GL-SchülerInnen, Eltern und Lehrkräfte ist es von besonderer Bedeutung, dass sie die Gelegenheit erhalten, auch andere Hörgeschädigte kennenzulernen. Häufig sind hörgeschädigte SchülerInnen Einzelpersonen in ihren Klassen bzw. Schulen.
Der Austausch untereinander wirkt dabei hilfreich und stabilisierend. Die Erfahrung, mit vielen Fragen oder Problemen nicht allein zu sein und die Möglichkeit gemeinsam nach Lösungen zu suchen, kann sich positiv auf den Schulalltag auswirken.
Spiel- und Kennenlernvormittag
Spiel und Kennenlernvormittag für die SchülerInnen der Klassen 1 – 4.
Der Spiel- und Kennenlernvormittag ist für alle Schülerinnen und Schüler der Klassen 1-4, die im Gemeinsamen Lernen (GL) durch Lehrerinnen und Lehrer der Glückauf-Schule betreut werden, er findet meistens im Frühjahr statt.
Die Eltern haben an diesem Vormittag die Möglichkeit sich im Elterncafé kennen zu lernen, sich auszutauschen und die Räumlichkeiten unserer Schule anzusehen.
Das Elterncafé wird meist von den Schülerinnen und Schülern der Sek I sowie deren Lehrerinnen organisiert und angeboten.
Während die Eltern bei Kaffee und Kuchen miteinander ins Gespräch kommen, können sich die Kinder bei Sport-, Spiel- und/oder Bastelangeboten näher kennenlernen.
Das GL-Wochenende
Für die SchülerInnen der Sekundarstufe I und II bieten wir mit anderen Förderschulen H+K im Ruhrgebiet (Krefeld und Essen ) in Kooperation einmal im Jahr abwechselnd ein Wochenende mit Übernachtung an den jeweiligen Schulen (Samstagmorgen bis Sonntagmittag). Jedes Jahr kommen ca. 25 Schüler aus dem Einzugsbereich des Gemeinsamen Lernens mit dem Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation aus Krefeld, Gelsenkirchen und Essen mit sechs GL-Lehrerinnen zusammen. Unterschiedlichste Angebote, wie ein Zauberlehrgang, Eislaufen, Klettern, der Besuch der Schalke-Arena, ein Hip-Hop-Workshop,Bowling, museumspädagogische Projekte, Trommelkurse, ein Gebärdenchor, Interviews mit hörgeschädigten Studenten und Erwachsenen, Entwicklung und Herstellung von Fotostorys und vieles mehr bieten eine tolle Möglichkeit Kontakte zu knüpfen, Freundschaften zu schließen und sich anschließend regelmäßig über soziale Medien auszutauschen.
Der Ablauf eines Wochenendes:
Jedes Wochenende startet mit einem offenen Beginn bei Kaffee, Saft und Kuchen.
Oganisatorisches wie das Einsammeln des Teilnehmerbeitrages (ca.25-30 Euro) oder die Herstellung von Namenskärtchen füllen die erste Stunde.
Wenn alle Eltern sich verabschiedet haben, finden sich alle Teilnehmer im großen Kreis zusammen, und es werden zunächst wichtige Informationen und zu beachtende Regeln besprochen. Daran schließen sich ein paar Spiele zum Kennenlernen an, bevor die Schlafplätze verteilt werden. Die Schüler bekommen dann ein wenig Zeit, sich dort einzurichten, ihre Umgebung zu erkunden und erste Kontakte aufzunehmen.
Am frühen Nachmittag startet die erste gemeinsame Unternehmung. In den letzten Jahren waren dies meist auswärtige Ziele, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln, z.T. auch mit angemieteten Bussen angesteuert wurden. Es hat sich gezeigt, dass dieses gemeinsame „Unterwegssein“ vielfältige Gelegenheiten bietet, um mit unterschiedlichen Teilnehmern ins Gespräch zu kommen. Oft finden sich auf diese Weise schon Gruppen, die beim anschließenden Programmpunkt bestehen bleiben.
Abhängig davon, über welche Einrichtungen eine Schule verfügt, welche Möglichkeiten die Schulumgebung bietet und wie viel Zeit die nachmittägliche Unternehmung in Anspruch genommen hat, gestaltet sich die weitere Planung des Samstags. Unter Umständen gibt es ein oder mehrere weitere Angebote. Diese, wie auch weitere Workshops am Sonntagvormittag, werden in der Regel von Kollegen der „Übernachtungsschule“ veranstaltet. Abends werden gemeinsam einfache, schnelle, schmackhafte Gerichte in großen Portionen gekocht. Spaghetti Bolognese, Chili con Carne und Pizza finden immer großen Anklang.
In einer Schule, die über ein Schwimmbad verfügt, findet anschließend vielleicht eine Poolparty stat.
Eignet sich die Schulumgebung, geht es nach dem Erzählen einer Gruselgeschichte auf eine Nachtwanderung, oder es wird ein Karaoke-Wettbewerb gestartet, ein Spieleabend veranstaltet, usw.
Zum Ausklang des Abends bieten wir in möglichst gemütlicher Umgebung (vielleicht hat die Schule ja einen Gymnastikraum mit Schaumstoffmatten und großen Kissen) an, gemeinsam einen Film anzuschauen. Wer sich aber zurückziehen, oder in einer kleineren Gruppe etwas anderes machen möchte, darf auch das tun.
Der Sonntag beginnt wieder mit einem gemeinsamen Frühstück, bei dem die Angebote für den Vormittagsblock vorgestellt werden. Um dabei eine gewisse Breite zu haben, werden nach Möglichkeit ein bis zwei sportliche und ebenso viele eher künstlerische Angebote gemacht.
Seit mehreren Jahren gibt es zusätzlich die GL-Zeitung „WIE BITTE?!“.
Alle TeilnehmerInnen, die möchten, können schon geschriebene Beiträge (möglichst in digitaler Form) mitbringen. Vieles, wie Schnappschüsse, Interviews mit Workshopveranstaltern oder Kurzberichte über die Programmpunkte, entsteht aber auch erst im Laufe des Wochenendes. Ein kleines Redaktionsteam aus vier bis fünf Schülern und zwei Lehrern stellt die Beiträge zu einer Zeitung im DIN-A4-Format zusammen, die jeder Teilnehmer in der gemeinsamen Abschlussrunde erhält.
Am frühen Nachmittag klingt das GL-Wochenende mit einer Präsentation von Ergebnissen und einer Feedbackrunde mit neuen Vorschlägen/Wünschen für das nächste GL-Wochenende aus. Für alle Beteiligten gehen damit anstrengende, aber sehr lohnende zwei Tage voller kurzweiliger Unterhaltung (-en), aufschlussreicher Beobachtungen, bemerkenswerter Eindrücke und Mut machenden Anregungen mit neuen Freunden zu Ende.
Tatort Ohr
Ein Fortbildungstag für LehrerInnen der Grund- und Weiterführenden Schulen.
Im Herbst findet in der Glückauf-Schule die Veranstaltung „Tatort-Ohr“ statt. Hierzu besuchen Lehrerinnen und Lehrer aus Grund- und weiterführenden Schulen die Glückauf-Schule. Teilnehmen können alle Lehrerinnen und Lehrer unseres Einzugsbereiches, die Schülerinnen und Schüler mit Hörgeräten oder CI an ihrer Schule haben, die durch unsere Schule betreut werden. „Wie fühlt sich mein Schüler im Unterricht?“, „Wie funktioniert die Höranlage?“ oder „Erste Hilfe für Hörgerät und CI“ heißen einige der Workshops, in denen sich die LehrerInnen rund um die Themen „Hörschädigung“, „Gemeinsames Lernen“ und „Technik“ informieren können. In einer Unterrichtsstunde kann in den Unterricht an der Glückauf-Schule „hineingeschnuppert“ werden, um die Unterrichtsmethoden und Schülerschaft kennenzulernen.
Im Fokus der gesamten Veranstaltung steht selbstverständlich auch der Austausch aller Kolleginnen und Kollegen untereinander.